Was für ein Ritt auf dem Vulkan

Uff, das wäre geschafft! Meine beiden Mädels haben sich direkt hingelegt als wir von Pablo und seiner Familie vor unserer Ferienwohnung abgesetzt wurden. Es dämmert ja bereits. Mutter und Tochter schlafen beide tief und fest. Ich möchte aber noch schnell meine Eindrücke festhalten, solange sie noch frisch sind.

Mit der Tour zum erloschenen Vulkan Montañón Negro auf Gran Canaria sind wir heute eine wirklich herausfordernde Tour gewandert. Es gab viele atemberaubend schöne Augenblicke. Ich bin aber wirklich sehr erleichtert, dass alles gut geklappt hat und dass wir uns dank der hilfsbereiten, einheimischen Familie nicht komplett verlaufen haben. Dass wir am Ende den falschen Weg genommen haben war natürlich nicht geplant, aber dort oben wimmelt es nur so von verästelten Wegen, dass man schnell mal falsch abgebogen ist.

Eines sei klar vorne weg gesagt, der Wanderweg ist nichts für Anfänger! Aber wir hatten schon länger das Gefühl,endlich so weit zu sein. Auf der anderen Seite war uns klar, dass wir uns von Anfang an richtig gut vorbereiten müssen. Das taten wir auch, sonst wäre es eine sehr grenzwertige Erfahrung geworden.

Ohne Vorbereitung geht es nicht

Die Planung unserer Wanderung im Nordenvon Gran Canaria haben wir an die spezifischen Besonderheiten der Insel und unseren Bedürfnissen entsprechend angepasst. Eine Besonderheit ist das Wetter. Zwar ist der Norden von gemäßigtem Klima geprägt, dennoch muss man mit ziemlich unterschiedlichen Temperaturen rechnen. Heißt wir waren morgens dick eingepackt los gewandert. Mit der Zeit und je höher wir kamen — der Vulkan selbst liegt in 1613 m Höhe, wurden Jacken und Pullis immer weniger gebraucht und mussten verstaut werden, nur um sie in schattigen Arealen wieder hervorzuholen.

Unsere Kindertrage war nicht nur in diesem Zusammenhang ein wichtiges Utensil: Die Kleidung konnte gut verstaut, aber auch schnell wieder hervorgeholt werden. Auch für Mina ist sie ein Segen, denn es ist ihre Base. Die Wanderung zum Vulkan sollte unsere bisher längste werden. Wir rechneten mit ca. 6 Stunden. Dass es am Ende 9 wurden, ahnte am Morgen noch niemand. Da Mina mit ihren 17 Monaten nicht wirklich mit wandern kann und sie deswegen viel in der Trage sitzt, ist es wichtig, dass beide wie eine Eins auf meinem Rücken sitzen können. Nur so kann ich die teils sehr schlecht markierten Wanderwege trittsicher bewältigen. Mit der Trage gelingt das perfekt, auch als ich auf dem Rückweg schon ein wenig ermattet war.

Ohne die entsprechende Unterstützung ebenfalls nicht

Mina macht das Wandern souverän mit und war bislang mit vollem Elan bei der Sache. Sie weiß, dass wir bis zum Ziel nicht allzu viele Pausen einlegen wollen und dass ihr Platz während des Wandern in der Kindertrage ist. Deswegen ist mir die Qualität der Trage auch so wichtig:ein quengelndes Kind auf dem Rücken, das nur noch raus und auf den Arm will oder ein verschwitzter Rücken können auf einer anspruchsvollen Tour die Hölle sein.

Bei uns aber lief es richtig gut. Mina zeigte uns aus ihrer Perspektive ihre kleinen Entdeckungen, verwies auf schöne Blumen und komische Tannenzapfen. Selbst als wir uns schon heillos verlaufen hatten, meine Frau zunehmend nervöser wurde, trällerte Mina in ihrem Sitz gut gelaunte Melodien vor sich hin und reagierte mit Freude auf die Umgebung. Die in der Tat unbeschreiblich ist: von Regionen karger bis hin zu wilder Landschaft haben wir alles zu sehen bekommen. Unser Glück zu dieser Jahreszeit (Anfang Frühling) war auch der prächtig blühende Ginster. Unzählige Terrassener strecken sich in die Weite. Wir konnten uns an vielen Stellen gar nicht satt sehen.

Meine Unterstützung war in der Tat die Kindertrage, die mir in diesem unwegsamen Gelände nicht nur die Möglichkeit bot, die Hände für meine Wanderstöcke zu nutzen, sondern auch nach vielen Stunden noch angenehm auf meinem Rücken saß. Selbst als Mina zwei Stunden der Wanderung verschlief, spürte ich ihr Gewicht kaum. Stabil sitzt die gesamte Trage, weil sie mit dem Beckengurt angenehm fixiert werden kann. Auch für Mina schien das angenehm, denn sie hat sich die ganze Zeit über nicht beklagt.

Förderlich in dem Zusammenhang ist, dass wir unser Kind richtig gut gegen sämtliche Wetterbedingungen schützen konnten. Wurde es kühl, installierten wir mit wenigen Handgriffen den Windschutz,knallte die Sonne von oben ungebremst, kam der Sonnenschutz zum Einsatz.

Phänomenal hat es auch mit dem Stauraum geklappt. Nicht nur für die Jacken war ausreichend Platz. Auch der üppig geplante Proviant meiner Frau und das gesamte Baby-Equipment konnte mühelos untergebracht werden.

Und ohne ein gescheites Abenteuer erst recht nicht

Nachdem wir den wunderbaren Ausblick inder Nähe des Kraters ausgiebig genossen und gepicknickt hatten, wickelten wir Mina auf der angenehm weichen Wickelunterlage der Trage ein weiteres Mal und traten entspannt den Heimweg an. Als wir ungefähr zwei Drittel der Etappe hinter uns gebracht hatten, fiel uns auf, dass wir uns verirrt hatten. Aber bevor wir richtig Angst bekamen, trafen wir auf Pablo und seine Familie. Sie kannten sich aus und wiesen uns nicht nur den richtigen Weg, sondern fuhren uns am Ende sogar noch zurück in unsere Unterkunft. Alles in allem also ein richtig perfektes Urlaubsabenteuer mit gutem Ausgang.